Shakespeare durchbricht wieder einmal die vierte Wand auf Schloss Gödens





Wenn Eulen im Nachthimmel über die Theaterbühne im Schlosspark Gödens fliegen und eine schaurig-schöne Atmosphäre erschaffen, die man sich nicht entgehen lassen sollte, dann freut man sich umso mehr darüber, dem Rat zu einem Shakespeare-Theaterbesuch auf Schloss Gödens gefolgt zu sein. Auf Empfehlung unserer Kursleitung nahm unser Englisch-Leistungskurs gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern des Gymnasiums Westerstede am 14.09.2023 den kurzen Weg nach Schloss Gödens auf sich, um das Stück „Romeo und Julia“, aufgeführt von der American Drama Group Europe, ansehen zu können.

Die Theatergruppe, gegründet von dem Amerikaner Grantly Marshall in München, ist seit 1978 erfolgreich. Seither machen es sich internationale Schauspielerinnen und Schauspieler aus den USA, Großbritannien sowie Frankreich zur Aufgabe, klassische und modere Dramen in möglichst vielen Ländern aufzuführen. Die fünf Darstellerinnen und Darsteller der Gruppe, die in Gödens auftraten, waren nicht nur schauspielerisch fantastisch, sondern auch ziemlich coole Leute.

Sie nutzten den außergewöhnlichen Veranstaltungsort Schloss Gödens, um das herausfordernde Theaterstück Shakespeares zu einem einmaligen Erlebnis zu machen. Die Sprache war deutlich anspruchsvoll, aber dank der guten schauspielerischen Leistungen nicht überfordernd, sondern eine willkommene Herausforderung für unseren Englischkurs. Das Publikum konnte bei der Vorstellung direkt im schönen Ambiente des Schlossparks sitzen, und dadurch, dass die Anzahl der Gäste begrenzt war, konnten die Schauspielerinnen und Schauspieler eine große Nähe erzeugen und stellenweise das Publikum sogar auf amüsante Weise direkt einbinden. Gesangseinlagen, die Spannung durchbrechende Witze und so mancher Versuch, deutsch zu sprechen, lockerten die ernste Stimmung des Stücks auf. Besonders imponierten uns die Improvisationskünste und damit das schauspielerische Talent der Aufführenden: Ob fernes Glockenleuten oder penetrantes Kindergeschrei, sie fingen es einfach auf und bauten es humorvoll in die Szene mit ein.

Aber nicht nur das Theaterspiel als solches, sondern auch die Geschehnisse abseits der Bühne machten den Abend trotz aufziehender Kälte durchaus magisch. Vor Beginn der Vorführung hatten wir die Möglichkeit, durch den Schlosspark zu schlendern, das Schloss und die Gärten zu bewundern und die Szenerie auf uns wirken zu lassen. Wenn diese bereits im Hellen verzaubernd wirkte, so zog sie uns mit dem Einbruch der Dunkelheit durch die bereits erwähnten Eulen sowie den Sternenhimmel vollständig in ihren Bann, was die Romantik des Dramas noch verstärkte. Nach der Aufführung konnten wir die Schauspielerinnen und Schauspieler auch auf einer persönlicheren Ebene kennenlernen, indem wir ihnen beim Einräumen ihres Equipments halfen. Obwohl sie zunächst aufgrund ihrer Kompetenz etwas einschüchternd wirkten, waren sie nicht nur freundlich, sondern auch witzig, und sie freuten sich über den Austausch. Sie erzählten uns von lustigen Erfahrungen während anderer Aufführungen und machten zum Abschluss sogar noch ein Selfie mit uns.

Zusammengefasst war dieser abenteuerliche Abend ein großartiges Erlebnis, von dem wir alle viel mitgenommen haben. Wir freuen uns bereits auf die kommende Aufführung im nächsten Jahr, die wir allen Lesenden wärmstens empfehlen.


Hinweis: Die imaginäre Grenze zwischen zum Beispiel dem Filmgeschehen oder der Theaterbühne und dem Publikum wird als “Vierte Wand” bezeichnet. Wenn diese Grenze von den SchauspielerInnen überwunden wird, spricht man vom Durchbrechen der Vierten Wand.