Während es letztes Jahr noch „Romeo, oh Romeo“ hieß, durften wir dieses Jahr in die magische Welt des Sommernachtstraums eintauchen. Denn auch in diesem Spätsommer präsentierte die American Drama Group Europe vor der verzaubernden Kulisse des Schloss Gödens ein originelles Shakespeare-Stück, welches wir uns als Englisch-LK, gemeinsam mit anderen Schülern und Schülerinnen sowie Lehrkräften des Gymnasiums Westerstede, nicht entgehen lassen wollten.
Die Klappstuhlreihen auf dem Rasen von Schloss Gödens sind zwar nicht gerade das Globe Theatre, stehen diesem in ihrer Eignung als Schauplatz für Shakespeares Sommernachtstraum aber in nichts nach: Es braucht nicht viele Requisiten oder ein pompöses Bühnenbild, um die Feenwelt in diesem Ambiente zum Leben zu erwecken. Die herumstolzierenden Pfauen, das angrenzende Wäldchen und das beleuchtete Schloss Gödens an sich ließen die Umgebung mit der Szenerie des Stücks verschmelzen und sorgten für eine Atmosphäre des Besonderen.
Viele der Schauspieler erkannten wir mit Freude aus dem Vorjahr wieder; beispielsweise wurde die Schauspielerin der Julia dieses Mal zur athenischen Hermia. So wurde ein familiäres Gefühl geschaffen, welches durch die kleingehaltene Schauspielgruppe und die deshalb nötigen Doppelbesetzungen sogar noch intensiviert wurde. Anders als zu Shakespeares Zeiten oder in herkömmlichen Theatern wurde das Publikum auf Schloss Gödens auch nicht durch Ränge, Parkett oder Loge getrennt. Stattdessen herrschte ein angenehmes Miteinander zwischen Shakespeare-Interessierten und der Schauspielgruppe, deren Arbeit auf ein respektvolles und begeisterungsfähiges Publikum traf.
Während wir aufgrund der hervorragenden Vorstellung der tragischen Liebesgeschichte im letzten Jahr bereits mit viel Vorfreude in die Aufführung hineingegangen waren, war unsere Begeisterung über die doch etwas erfolgreicheren Liebesgeschichten des Sommernachtstraums noch größer. Unter anderem lag dies an der aktuellen Relevanz des Stücks für uns, da wir das Drama momentan im Unterricht bearbeiten und deswegen von einigen Vorkenntnissen profitieren konnten. Auch im Verstehen des elisabethanischen Englisch konnten wir dadurch mit Freude eine Verbesserung zum Vorjahr wahrnehmen.
Mit zeitgemäßem, erfrischendem Humor sowie theatralische Gesangs- und Tanzeinlagen holten die Schauspieler die Besucher ab und ernteten viele Lacher, Staunen und letztendlich wohlverdienten, tosenden Applaus. Die Erwartungen von so manchem eher skeptischen Schüler wurden bei Weitem übertroffen, sodass an diesem Abend vermutlich zahlreiche Shakespeare-Fans geboren wurden.
Der American Drama Group Europe gelang es somit, das Geheimnis von Shakespeares Erfolg wieder einmal wirksam vor Augen zu führen: Durch überzeitliche Elemente wie der Liebe als zentralem Thema des Sommernachtstraums gewinnen Shakespeares Stücke eine unvergängliche Relevanz und berühren Menschen über Generationen, Nationen und Epochen hinweg.